Daniel Peretz ist der erste israelische Spieler beim FC Bayern. Sogar Benjamin Netanjahu äußert sich zum Transfer. Der Torwart zeigt sich bezüglich der Konkurrenz selbstbewusst. Manuel Neuer trainiert erstmals seit Skiunfall mit den Torhütern.
Es war ein sehr besonderer Wochenanfang beim FC Bayern. Bei strömenden Regen kam Vorstandschef Jan-Christian Dreesen Montagmorgen an die Klubzentrale an der Säbener Straße, um den ersten israelischen Spieler in der 123-jährigen Geschichte des deutschen Fußball-Rekordmeisters zu präsentieren: Torwart Daniel Peretz erhält einen Fünfjahresvertrag. Insofern ist es ein historischer Transfer.
„Vor dem Hintergrund unserer jüdischen Geschichte ist es natürlich etwas Besonderes“, sagte der 55-jährige Dreesen. „Für uns spielt es aber auf der anderen Seite keine große Rolle. Herkunft, Geschlecht, Religion – wir sind ein weltoffener Verein und wollen vor allem eines: erfolgreich Fußball spielen.“
Kurt Landauer, einst Präsident des FC Bayern, war Jude. Unter ihm als Vereinsvorsitzenden gewann der Klub 1932 erstmals die Deutsche Meisterschaft. Er wurde von den Nationalsozialisten 33 Tage im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, bevor er in die Schweiz flüchtete. 1947 kehrte Landauer nach München zurück, wurde im selben Jahr ein weiteres Mal zum Präsidenten des FCB gewählt. Auch wegen Landauer organisierte der FC Bayern vor einigen Jahren eine Sonderausstellung zum Thema Juden im deutschen Fußball und beim FC Bayern. Der Klub berief Landauer posthum zum Ehrenvorsitzenden des Vereins.
Peretz besitzt wegen der Familie seiner Mutter neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit, wuchs in einer jüdischen Familie auf. Er erhält die Trikotnummer 18, sagte dazu: „In Israel ist die 18 sehr populär. Wir feiern das Leben.“ Er sei in München sehr warmherzig aufgenommen worden, es fühle sich familiär und „wie Zuhause“ an. „Der Trainer behandelt die Spieler wie Söhne.“
In Israel ist der Transfer ein großes Thema. Mehrere israelische Reporter sind seit dem Wochenende in München, besuchten das Spiel der Bayern gegen Augsburg und kauften erste Peretz-Trikots im Fanshop. Und auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kam in einer Kabinettssitzung in der vergangenen Woche auf die Personalie zu sprechen.
Der 73-Jährige spielte auf den Verkauf des israelischen Verteidigungssystems „Arrow 3“ an die Bundesrepublik an und sagte: „Es ist möglich, dass wir auch Daniel Peretz für die deutsche Verteidigung spenden, das werden wir in den nächsten Tagen prüfen.“ Der Transfer klappte. Peretz kam mit seiner israelischen Freundin Noa Kirel in München an, die 22-jährige Sängerin wurde beim Eurovision Songcontest (ESC) Dritte.
Der 23-jährige Peretz spielte – mit kurzer Unterbrechung wegen einer Leihe – von 2006 an für Maccabi Tel Aviv. Die Bayern überzeugte er vor allem bei der U21-EM in diesem Sommer. Beim 1:1 gegen Deutschland parierte er gleich zwei Elfmeter. Vor rund zwei Wochen kam er gerade vom Training, als sein Berater ihm vom Interesse der Bayern erzählte. Die Verhandlungen zogen sich, am Ende einigten sich die Klubs auf eine Ablöse von rund fünf Millionen Euro. „Ich wollte zu Bayern und habe meinem Berater vertraut“, so Peretz. „Ich bin ein Fan, seit ich Kind bin.“
„Manu ist mein Vorbild“
Wie sieht er seine Rolle bei den Bayern? Nationaltorwart Manuel Neuer absolvierte Montag erstmals seit seinem folgenschweren Skiunfall im vergangenen Dezember wieder eine Einheit mit seinen Torhüter-Kollegen. Bislang hatte Neuer nach seinem Beinbruch individuell an seiner Rückkehr gearbeitet. Neuer will bald spielen, in Sven Ulreich haben die Münchner einen zuverlässigen Ersatz. „Ich möchte natürlich spielen“, betonte Peretz Montagmittag. Er zeigt sich selbstbewusst. „Ich werde so gut trainieren, wie es möglich ist, um dem Trainer zu zeigen, was ich kann. Ich freue mich auf die Herausforderung. Ich will mich beweisen.“
Sonntag habe er bereits mit Neuer gesprochen, „Manu ist mein Idol, er ist ein guter Typ, sehr bodenständig.“ Neuer und Ulreich hätten viel Erfahrung auf Toplevel. „Ich bin Sportler, ich will mich mit ihm messen, ich will mich zeigen. Das ist Fußball, da gibt es immer Konkurrenz“, so der neue Torwart.
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